Die jüdische Geschichte Hannovers spiegelt sich in vielen Stadttafeln wieder, welche hier in einem Rundgang zusammengefasst sind.
Joseph Joachim
(Stadttafel 72)
Hier stand das Haus in dem 1853 der Violinvirtuose und Komponist Joseph Joachim (1831-1907) wohnte.
Otto Meyerhof
(Stadttafel 121)
Hier wurde Otto Meyerhof am 12. April 1951 in Philadelphia/USA. 1992 erhielt er gemeinsam mit A. Hill den Nobelpreis für Medizin für die Erforschung des Kohlehydratstoffwechsels und die energetischen Vorgänge in der Muskulatur. Meyerhof zählt zu den großen Biochemikern des 20. Jahrhunderts. Er schätze Leonards Nelsons Philosophie und gab sie weiter. Otto Meyerhof wuchs in einer deutsch-jüdischen Kaufmannsfamilie auf. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Berlin. Er emigrierte 1938 zunächst nach Paris, später in die USA.
Stadtbibliothek
(Stadttafel 73)
1929-1931 von Karl Elkert und Hans Bettex als erster Büchereiturm Deutschlands erbaut. Erweiterungen von 1955 und 1974. 1943-1945 Sitz der Gestapo-Leitstelle Hannover.Von hier aus am 19.2.1945 letzte Deportation hannoverscher Juden.
Hannah Arendt
(Stadttafel 129)
In diesem Haus wurde die deutsch-amerikanische Historikerin und politische Theoretikerin Hannah Arendt geboren. *14. Okt. 1906, †4. Dez. 1975 New York/USA. Paul und Martha Arendt waren nach ihrer Hochzeit 1902 aus Ostpreußen zunächst nach Hannover und dann in die damals noch eigenständige Stadt Linden gezogen. Paul arbeitete dort als Ingenieur, Johanna war das einzige Kind. 1909 zog die Familie zurück nach Königsberg, nachdem der Vater an Syphilis erkrankt war. Er starb 1913. Von ihrer Mutter wurde Johanna freiheitlich erzogen, vor allem ohne die damals typische Einschränkung der Mädchenbildung. Die Großeltern vermittelten ihr ein liberales Reformjudentum. Sie verstand sich als Jüdin, gehörte jedoch keiner Religionsgemeinschaft an.
Josef Berliner
(Stadttafel 119)
Hier wohnte von 1895 bis 1938 Joseph Berliner, der zusammen mit seinem Bruder Emil, dem Erfinder der Schallplatte, 1898 in Hannover die erste Schallplattenfabrik der Welt errichtete. Der Architekt Christian Heinrich Tramm erbaute 1860 dieses Haus für den Obergerichtsrat Eduard Simon.
Alter jüdischer Friedhof
(Stadttafel 124)
für Hannover und Umgebung vom 16. Jhd. bis 1866. Über 700 Grabsteine sind erhalten geblieben: darunter Hoffinanzier Leffmann Behrens, der Astronom Rafael Levi und einer der Vorfahren Heinrich Heines.
Ehemaliges jüdisches Krankenhaus
(Stadttafel 96)
Dieses Gebäude wurden 1901 vom Israelititschen Verein für Altersvorsorge und Krankenpflege errichtet. Architekt war Carl Arend. Der Verein betrieb Krankenhaus, Altersheim und Totenhaus - auch für christliche Patienten bis 1939. 1941/42 richteten die Nationalsozialisten hier eines von mehreren so genannten Judenhäusern ein. Jüdinnen und Juden wurden in diese Ghettohäuser zwangseingewiesen bis zur Verschleppung in die Vernichtungslager. Das Grundstück erwarb die Stadt Hannover. Es diente zunächst als Frauenklinik, nach dem Krieg bis 1999 als Hals-Nasen-Ohren-Klinik. 2005 Umbau für private Nutzung.
Herschel Grünspan
(Stadttafel 138)
Hier lebte Herschel Grünspan 28. März 1921 - vermutlich ermordet Seine Familie war polnisch-jüdischer Herkunft. 1936 emigrierte er nach Frankreich. In Paris erfuhr er von der Deportation der Juden polnischer Staatsangehörigkeit am 28.10.1938, darunter seine eigene Familie. Er schoss in der deutschen Botschaft den Sekretär vom Rath als Vertreter des Unrechtsregimes am 07.11.1938 nieder. Seine Tat diente als Vorwand für den Terror der Pogromnacht auf den 10. November 1938. Ausgeliefert nach Deutschland ließ man ihn im KZ Sachsenhausen und im Gefängnis Moabit zunächst am Leben. Ein mit ihm geplanter Schauprozess gegen die jüdische Weltverschwörung wurde wegen der Homosexualität vom Raths nicht geführt. Grünspans Todesumstände sind nicht bekannt.